Freitag, 18. Mai 2007
Konzeptidee bis Beta online = 1 Woche?
David Pogue, dessen Kolumnen in der New York Times erscheinen und auf seinem Blog, monierte letzte Woche, dass es an wirklichen nützlichen web 2.0 Projekten fehle. Genau wie Guy Kawasaki geht er erst einmal vom tatsächlichen Nutzen für die sogenannten "User" aus. Er hatte ein paar Produktideen dargelegt in diesem Artikel.
Als ich eben, neugierig wie immer, bei Google auf die Beta-sites klicke, was sehe ich? Ein Projekt genau wie das, das Pogue in seinem Artikel beschrieben hatte. Twightlight-Zone Musik.
Ich muss jetzt natürlich wissen, wann diese Beta-Geschichte online ging. Schließlich bin ich unangenehm berührt und stelle Pogues Integrität in frage. Ist das einfach bezahlter Media-Buzz? Wie sich herausstellt, waren News zu der Beta Site schon recht früh durchgesickert und C/Net erwähnte das Projekt im Februar. Hier der News Clip.
Ich ging zurück zu Pogues Artikel, den ich als Aufhänger hatte nehmen wollen, und fand etliche Kommentare! Da kann man nur sagen, die Welt schläft nicht. Pogue versichert, von dem Projekt nix gewusst zu haben.
Great minds think alike. Oder so.
Donnerstag, 17. Mai 2007
Telefon-Terror? Selbst schuld!
Die völlig weltfremde Politikerin schlägt sich auf die Seite derer, die im Konsumrausch ihre Kreuzchen am verkehrten Fleck machen, deren Geiz sie zum Sammeln von irgendwelchen Prämienpoints oder Miles verleitet und die wie ferngesteuert eine Taste drücken, wenn's Telefon klingelt und sie hören, dass sie etwas gewinnen können. Oder die online ihre ganzen Daten herausgeben und sich zu vagen Sätzen, die irgendwas mit "unseren Kooperationspartnern..." beinhalten, keinerlei Gedanken machen.
Dass diese mündigen und geschäftsfähigen Bürger dann angerufen werden, nur weil sie dem Anruf vorher dummerweise zustimmten, das geht ja wohl gar nicht. Offensichtlich reicht es bald nicht mehr aus, dass der mündige und geschäftsfähige Bürger lediglich beim Wort genommen wird. Nein, diese Bürger müssen das Recht bekommen, ihre eigene Dummheit anderen zum Vorwurf machen zu können.
Es ist künftig nicht mehr nur möglich, die Telemarketers anzubrüllen, nein, es wird auch eine Flut von Klagen auf das Justizsystem zurollen. Au toll, die hatten wohl schon Angst, während des Sommerlochs nix zu tun zu haben.
Die erzürnten und völlig neben der Spur laufenden mündigen Bürger, nachdem sie den Telefonhörer erst mal mit Wucht auf die Gabel geschmissen haben (ich stelle mir absolute Loser mit Telefonen vor, die noch Gabeln haben, okay?), sollen noch eine Möglichkeit haben, sich in die ganze Sache so richtig verbeißen zu können. Toll, ne?
Die Anrufe von Firmen, die Telesales betreiben, sollen nämlich künftig nicht mehr mit Rufnummernunterdrückung rausgehen dürfen. Dolle Sache.
Es werden also die Leute, die einfach wahllos ohne hinzugucken ihre Kreuzchen machen, wenn se was bestellen oder bei Gewinnspielen mitmachen, in Zukunft Stunden mit ihren Anwälten zubringen nur um hinterher festzustellen: Oops, da hab' ich ein Kreuzchen gemacht? War ich das? Kann ich mich, also, möchlich isses ja, ne, aber so hundertprozentig kann ich mich da nich mehr dran erinnern.
Auch stelle ich mir vor, wie Otto und Liese dann, jedesmal wenn ihre Telefongesellschaft oder ihre Krankenkasse angerufen hatte, nochmal schön die angezeigte Nummer zurückrufen, nur um sicherzustellen, dass sie auch bei der richtigen Gesellschaft ihren Tarif erhöht haben.
Es gibt ja Firmen, denen würde man das wohl wünschen - obwohl: die haben alle outgesourct. Das Chaos in den Promotion-Agenturen, wenn plötzlich auch noch Anrufe reinkommen wollen, das kann ich mir gut vorstellen.
Hat das Bundesjustizministerium eigentlich gerade nichts medienträchtiges am Laufen oder wat is da los? Wir gehen zurück zu den Zeiten, als die Gelben mit dem Horn Kaufverträge per Einschreiben zustellten. Besser noch: Wir lassen jedesmal einen Notar kommen und einen Polizisten mit Alkoholpüster dabei - schließlich sollen die mündigen und geschäftsfähigen Bürger bei Vertragsabschlüssen auch nüchtern sein.
Good luck with that one.
Montag, 14. Mai 2007
Kopf verloren? Bei Ebay einfach einen neuen ersteigern
Zugegeben, der legale** Handel mit menschlichen Schädeln, mit dem auf Ebay (nicht Ebay Deutschland Luxemburg sondern USA) im letzten Monat immerhin rund 37.000 Dollar umgesetzt wurde, dürfte Ebay weit weniger Kopfzerbrechen bereiten, als die (wieder einmal) anstehenden Gerichtsverhandlungen.
Die Presseberichte erinnerten ein bisschen an Dr. Lecter - vor allem wegen der zerlegten Schaufensterpuppen, die der Ebay-Händler Brian Sloane, der menschliche Schädel abkocht und "zu Studienzwecken" verkauft, auch noch in der Wohnung rumliegen hatte. Horror kommt immer gut an, also wird's mit den Umsätzen auch aufgrund dieser Meldung aufwärts gehen.
Fox News TV hat noch zusätzlich einen draufgesetzt, indem sie als Vorspann zu dem entsprechenden videopclip Werbung für Wendy's hamburger reingeschnitten hatten. (Einfach "skulls" als Suche eingeben, dann tauchen 2 Seiten auf, inkl. vid. )
Das nennt sich dann Kontext-Werbung, nicht? Sag us, worum's in der Nachricht geht, und wir schalten die passende Werbung zu. Humor kommt ja bekanntlich immer gut an.
(* Werbung für Wendy's und Suzuki rotieren. War totales Glück, dass ich Wendy's gleich beim ersten Mal sah. )
Die Chicago Tribune hat genauer recherchiert und konnte mit bunten Details aufwarten, die das Herz von Stefan Raab sicherlich höher schlagen lassen würden.
So war der Kunde, der den vor sich hin kochenden Schädel in der Küche entdeckte, eine Drag Queen mit Nachnamen Baby. Herr Baby liess sich nicht erschüttern, sondern kaufte die Schaufensterpuppen, wegen derer er in den Shakespeare District gekommen war. Tja, da denkt man doch automatisch an Billy Crystal, nein, ich meine natürlich an den Totengräber in Hamlet.
Der Händler schwört, dass er die Schädel mit Respekt behandelt - er kocht sie also supervorsichtig, da sind wir doch gleich beruhigt. Ausserdem schien er ein bisschen genervt, da die Polizei 4 der Schädel mitgenommen hat. Hoffentlich kommt er da nicht in Lieferverzug. Außerdem macht sich der ehemalige Jurastudent Gedanken um sein Image.
"I don't want to have this creep vibe," meinte er. "This is just my inventory."
**der Handel wäre dann illegal, wenn es sich um die Überreste von Native Americans handeln würde. Sloan's skulls sollen allerdings aus China importiert worden sein.
Okay, zu Ebay's anstehenden Gerichtsterminen kommen wir, sobald ich mit dem Grinsen aufhören kann. Das kann dauern.